Sári

Als Kind habe ich oft ganze Tage im riesigen Kirschbaum meiner Großmutter verbracht – dort saß ich stundenlang und las. Ich erinnere mich gut daran, wie sehr ich diese Momente genossen habe. Vielleicht ist genau diese Erinnerung einer der Gründe, warum ich schon immer so gerne draußen war und mich die lebendige Welt um uns herum so fasziniert hat. Im Laufe der Jahre wurde ich dann bewusster, und Themen wie Natur- und Umweltschutz gewannen zunehmend an Bedeutung für mich. Ich begann, mir Sorgen darüber zu machen, wie wir die Biodiversität bewahren können – und suchte nach meiner eigenen Rolle darin: Was kann ich beitragen? In dieser Zeit hörte ich zum ersten Mal von der Baumpflege. Das Thema hat mich sofort interessiert und erschien mir wie ein wirklich inspirierender Beruf – auch wenn ich mir damals noch nicht vorstellen konnte, dass ich eines Tages selbst einmal darin arbeiten würde.

In meiner Freizeit liebe ich es, zu reisen und neue Orte zu entdecken – wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet. Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten, sich im Ausland freiwillig zu engagieren, und ich halte aktiv Ausschau nach solchen Programmen. Nach dem Abitur habe ich ein Jahr lang in einem sozialen Zentrum in Frankreich als Freiwillige gearbeitet, und einige Wochen verbrachte ich auf einem Bauernhof in Österreich, wo ich die Grundlagen der biodynamischen Landwirtschaft kennengelernt habe.

Ich habe viele Interessen, aber die meisten meiner Hobbys sind mit der "Offline-Welt" verbunden. Ich genieße persönliche Begegnungen und das Gemeinschaftsgefühl. Brettspiele mochte ich schon immer – aber je mehr ich entdeckt habe, desto mehr habe ich sie lieben gelernt. Ich finde, sie sind eine großartige Art, Zeit miteinander zu verbringen – eine Gelegenheit (oder auch ein Vorwand), sich hinzusetzen und mit Menschen in Kontakt zu kommen, die uns wichtig sind. Oder einfach, um nach einem langen Tag abzuschalten. Ab und zu trifft man mich sogar als Spielleiterin bei den Montagabend-Brettspielveranstaltungen des Játszóház Projekt.


Schon bevor ich die Baumpflege für mich entdeckte, war ich vom Klettern fasziniert. Ich mochte daran, dass es eine sehr logische, aber gleichzeitig kreative Tätigkeit ist. Es gibt klare Regeln, die für Sicherheit sorgen, aber oft liegt es an uns selbst, wie wir mit unerwarteten Situationen umgehen und welche Lösungen wir finden.

Irgendwie führte mich die Kombination aus meiner Kletterleidenschaft, meiner Liebe zur Natur und dem Wunsch, etwas zu bewirken, zu einem Vortrag über "plant blindness" – also die mangelnde Wahrnehmung von Pflanzen in unserem Alltag. Dort traf ich zum ersten Mal mit Bence – und begann sofort, ihn mit Fragen zu löchern. Er nahm das erstaunlich gelassen, beantwortete alles geduldig und lud mich sogar zu einem Übungstag ein.
"Wer weiß, vielleicht gefällt dir die Baumpflege ja", meinte er. Und er sollte recht behalten – seitdem bin ich mit Freude Teil des Teams.

Zurzeit studiere ich Landschaftsarchitektur an der MATE, auf dem Campus im Budaer Arboretum. Mein Studium hat meine Verbindung zur Pflanzenwelt weiter vertieft und meinen Respekt gegenüber Bäumen noch verstärkt.
Dank eines Erasmus-Stipendiums hatte ich die Möglichkeit, ein Semester in Schweden zu verbringen – das dortige Bildungssystem war eine besonders wertvolle Erfahrung für mich.

Ich fühle mich glücklich, dass ich diesen Beruf lernen darf und gleichzeitig draußen praktische Erfahrungen in der Baumpflege sammeln kann – denn man erkennt erst dann wirklich, welche Baumfehler auftreten, wenn man selbst in der Krone hängt und am Seil arbeitet.


Ich interessiere mich sehr sowohl für die Baumpflege als auch für die Baumkontrolle und die Landschaftsarchitektur – und ich habe das Gefühl, dass sich diese Bereiche in meiner zukünftigen Arbeit wunderbar ergänzen werden.

Als Praktikantin habe ich viele Gelegenheiten – und auch die Pflicht –, ständig dazuzulernen.
Die Baumpflege ist ein komplexer Arbeitsprozess, bei dem man sowohl das Klettern, die Biologie der Bäume als auch die Schnitttechniken verstehen muss. Ich finde es großartig, dass sich die Pflege von Bäumen zu einem eigenen Berufsfeld entwickelt hat.

Was ich an der Baumpflege besonders spannend finde, ist die Abwechslung – wir arbeiten immer in unterschiedlichen Umgebungen, und wenn wir in den Baumkronen unterwegs sind, genießen wir nicht selten einen wunderschönen Panoramablick. Kein Baum gleicht dem anderen, und jedes Projekt kann Wendungen bringen, die individuelle Lösungen erfordern – das sage ich jetzt noch ganz leicht als Praktikantin, aber ich bin sicher, auch die erfahrenen Kollegen würden mir da zustimmen.

Es erfüllt mich mit Zufriedenheit, dass unsere Arbeit sichtbare Ergebnisse bringt. Die gepflegten, wieder sichere Bäume und die Asthaufen am Boden zeigen deutlich, womit wir die letzten Stunden verbracht haben. Und die körperliche Erschöpfung am Ende des Tages fühlt sich richtig gut an – nach einem Tag in der Baumpflege schlafe ich immer am besten.

Einziger Wermutstropfen: Noch gibt es nicht viele Frauen in diesem Beruf. Obwohl es im Ausland bereits einige tolle Vorbilder gibt, würde ich mich sehr freuen, wenn wir in Zukunft mehr werden!